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Mit Theater lernen

In der Psychologie bezieht sich der Begriff "kognitive Funktionen" auf menschliche Prozesse wie Denken, Wahrnehmen, Empfinden, Urteilen, Begehren und Handeln. Der aus der Psychologie stammende Ausdruck "kognitiv" verweist auf jene menschlichen Fähigkeiten, die in Verbindung mit der Wahrnehmung, dem Lernen, dem Gedächtnis und dem Denken stehen, also im Zusammenhang mit menschlicher Erkenntnisgewinnung und Informationsverarbeitung.

Neben den kognitiven Funktionen, werden auch die exekutiven Funktionen gefördert. Exekutive Funktionen bezeichnen eine Gruppe von kognitiven Prozessen, die für zielgerichtetes und selbstkontrolliertes Verhalten notwendig sind. Sie sind entscheidend für das Planen und Organisieren von Aufgaben, das Initiieren und Überwachen von Handlungen sowie das Unterdrücken von ungeeigneten oder störenden Reaktionen.

Die Fähigkeiten, sich zu beruhigen, seine Aufmerksamkeit zu steuern, Informationen zu speichern und mit den gespeicherten Informationen zu arbeiten, werden vom Stirnhirn gesteuert.

Das bedeutet, dass Kinder beim Theaterspielen eine gezielte Impulskontrolle erlernen können.

Durch das Theaterspielen lernen wir genau das:

  • Ziele setzen

  • strategische Handlungsplanung

  • Selbstkontrolle

  • bewusste Aufmerksamkeitssteuerung

  • Selbstkorrektur

  • Sequenzieren und Koordinieren von Handlungen

Gut ausgebildete exekutive Funktionen sind eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und den kontrollierten Umgang mit den eigenen Emotionen.

Aus all diesen Gründen bezeichnen wir das Theater als eine Schule für das Leben!

Sprache

Oder warum es nicht so wichtig ist, dass Kinder gleich alles verstehen

Durch das Theaterspielen können Kinder ein besseres Sprachgefühl entwickeln, da sich durch das Auswendiglernen von Texten bisher unbekannte Ausdrücke, Wörter und Phrasen in ihrem Gedächtnis einprägen und allmählich in ihren Sprachgebrauch übergehen. Manchmal verstehen Kinder anfangs viele Ausdrücke gar nicht, weshalb es immens wichtig ist, eine gute Textarbeit zu machen und Begriffe zu erklären. Tatsächlich ist das Wiederholen der Texte ein wesentliches Element des Lernens. Man wird überrascht sein, wie schnell Kinder ihnen bisher unbekannte Wörter zuerst oft als Spaß benützen, dann aber bald wirklich als normal betrachten.

Warum klassische Texte?

Natürlich müssen es nicht klassische Texte sein, aber aus unserer Erfahrung wissen wir, dass klassische Texte viele Vorteile bieten:.

Erstens sind die Inhalte oft zeitlos, es geht um Liebe, Eifersucht, Neid, Versöhnung, kurz: um Themen, die die Menschheit immer und überall betreffen. Die Stücke werden oft in die heutige Zeit übertragen, wobei sich meist am Inhalt wenig ändert.

Zweitens ist die Sprache zwar anfangs schwierig, aber dadurch werden die Kinder gefordert und das fördert ihre sprachliche Entwicklung. Die Szenen, die wir ausgesucht haben, sind sehr spannend. Diese Spannung ist wichtig, da nur so die Aufmerksamkeit der Kinder erlangt werden kann.

Kinder mögen keine langweiligen und belehrenden Stücke.

Wir wollen keine moralischen Werte vermitteln, sondern vor allem die kognitiven und sprachlichen Skills der Kinder fördern.

Klassische Stücke sind immer und überall zu bekommen, es müssen keine Tantiemen bezahlt werden, wenn man sie spielt und die Auswahl ist grenzenlos.

Stimme, Atem und Artikulation

Stimme

Das Arbeitsinstrument eines Schauspielers ist seine Stimme. Ohne Stimme wäre ein Schauspieler wie ein Orchestermusiker ohne sein Instrument. Dass dieses “Werkzeug” aber auch erlernt und trainiert werden muss, ist uns gar nicht so bewusst.

Stimme und Atem müssen täglich trainiert werden und die Theaterschulen bieten ein ganzes Repertoire an Übungen an.

Der Schauspieler muss so sprechen, dass der Zuhörer zuhören und verstehen kann. Nur wenn die Lautstärke und die sprachliche Klarheit ausreichen, kann der Hörer dem Gesagten folgen.

Oft eingelegte Pausen sind ein ganz wichtiges Instrument, das man gezielt einsetzen muss. Je nach Belieben kann sie kurz oder lang sein.

Manchmal hat man selber den Eindruck, dass man ganz übertrieben deutlich spricht, aber für das Publikum wird es oft erst dann verständlich, was auf der Bühne gesprochen wird.

Artikulation

Sprechen ist immer Teil eines gesamtkörperlichen Geschehens und kann kaum isoliert von den anderen körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten angewendet werden. Das bedeutet für die Ausbildung des Sprechens, dass sie innerhalb der psychophysischen Gesamtfunktion des menschlichen Körpers angelegt werden muss, wenn sie Erfolg haben soll.

Ziel der sprechbildnerischen Arbeit ist das Bewusstsein der eigenen stimmlichen, artikulatorischen und sprechgestalterischen Mittel.

Der Begriff Artikulation stammt aus dem Lateinischen articulare und bedeutet deutlich aussprechen. Mit der Artikulation wird im linguistischen (sprachlichen) Sinne die Bildung von Lauten und Wörtern der menschlichen Sprache, also der motorische Vorgang des Sprechens bei den Lautsprachen bezeichnet.

Es besteht die Möglichkeit, die Artikulation durch gezielte, logopädische Übungen zu verbessern, die Sprache zu verfeinern und zu präzisieren. Erscheint die Sprache, die Artikulation oftmals als selbstverständlich, so steckt doch viel mehr dahinter, denn bei jedem neuen Kontakt entscheidet die Stimme darüber, wie das Gesagte wahrgenommen wird, wie es auf das Gegenüber wirkt. Im beruflichen Alltag ist die Artikulation der Stimme ein wesentlicher Faktor für Erfolg oder Misserfolg. Eine deutliche Artikulation verkörpert Selbstbewusstsein, Seriosität und Intelligenz. Eine klare Formulierung von Worten und ein angenehmer Wortlaut zählen zu den essenziellen Faktoren, um berufliche Erfolge erzielen zu können. Gezieltes Stimmtraining kann die Artikulation maßgeblich verbessern, sodass immer der richtige Ton getroffen werden kann. Eine einfache Übung, die eigene Artikulation zu verbessern besteht darin, häufig vor dem Spiegel zu sprechen und dabei die Mundöffnung zu kontrollieren. Zudem kann es hilfreich sein, Sätze auf ein Diktiergerät zu sprechen, um zu überprüfen, inwieweit die Aussprache verständlich ist.

Personen, die etwas undeutlich sprechen oder „nuscheln“ empfiehlt sich die sogenannte Korkenübung. Hierbei wird ein Weinkorken zwischen die Zähne genommen und ein längerer Text laut vorgelesen. Dadurch, dass durch einen Widerstand gesprochen werden muss, wird die Kaumuskulatur trainiert. Eine stärkere Kaumuskulatur führt zu einer deutlicheren Artikulation.

Entwicklungspsychologische Anmerkungen

Um optimale Bedingungen fürs Lernen zu schaffen, müssen zwischenmenschliche Aktionen und seelisches Wohlbefinden gegeben sein. Emotionales Erleben und kognitive Leistungen sind im menschlichen Gehirn unmittelbar miteinander verbunden. Wissenschaftler gehen außerdem davon aus, dass die Entwicklung synaptischer Verbindungen im Gehirn von den Erfahrungen unserer Umwelt beeinflusst wird.

Und gerade deswegen ist die konkrete Förderung durch ein vielfältiges Angebot in diesen heiklen Phasen des Heranwachsens geradezu essentiell, um die gesunde Entwicklung eines Kindes zu garantieren.

Dieser Ansporn in der Entwicklung kann aber nur dann fruchten, wenn in dem jeweiligen Stadium die passenden Entwicklungsaufgaben bewältigt werden können. In Folge dessen, kommt es zu einer harmonischen Weiterentwicklung.

Soziales / Empathie

Durch das Hineinschlüpfen des schauspielenden Kindes in eine Rolle, lernt das Kind in eine andere Gefühlswelt einzutauchen. Es muss sich in die Rolle eines verzweifelten Liebenden (Romeo), eines etwas exzentrischen Handwerkers, der unbedingt vor dem König ein Theater aufführen will (Squenz) oder in eine abweisende Braut, die vor ihrem Liebhaber flüchtet (Hermia) hineinversetzen. Wie denkt dieser Charakter, wie ist seine Beziehung zu den anderen Personen und wie denken die Anderen über ihn?

In einer Szene muss ein Kind zum Beispiel den aggressiven Herausforderer spielen, dann in der nächsten schon den verlassenen Liebhaber. Das sind ganz grundverschiedene Gefühlsebenen. Das bedeutet, dass man die Gefühlsebene der Aggression sehr schnell verlassen muss. Wenn man das auf der Bühne geübt hat, fällt es auch im “normalen” Leben leichter, seine Gefühle zu kontrollieren.

Genau das ist eine ganz grundlegende Herausforderung und auch die wahre Schule für das Leben. Empathie kann erlernt werden.

Was es bedeutet, in eine andere Rolle zu schlüpfen

Die Rolle, die wir einem Kind zuteilen ist sehr wichtig. Man sollte sich bewusst sein, dass das Kind in der Zeit, in der es bei der Gestaltung einer Figur mitwirkt - sei es für eine Woche oder auch einige Monate- mit vielen verschiedenen Gefühlen und Informationen konfrontiert wird. 

Zuerst einmal wird es seine Zeit damit verbringen, die Psychologie der Figur zu studieren; dieser Kontakt ist sehr eng. Das Kind wird Vergleiche zu ähnlichen Lebenserfahrungen ziehen, oder, wenn das nicht zutrifft, seine Vorstellungskraft anwenden, um sich bestimmte Handlungen oder Gefühle vorzustellen, die es in Zukunft (oder sogar in der Gegenwart) durchleben könnte. Manchmal kann dieser Prozess so intensiv sein, und die Rolle so ernst genommen werden, dass das Kind Ticks, Gesten, Reaktionen oder sogar Lebenskonzepte von der Figur übernehmen kann, die es studiert. Deshalb sind guter Unterricht und Training, sowie feine Beobachtung der Kinder während dieses Prozesses notwendig. 

Im Theater gibt es ein Sprichwort: die richtige Rollenverteilung ist bei einer Vorstellung 50% der Arbeit.

Klassengemeinschaft

Für die Klassengemeinschaft zählt aber noch viel mehr: Das Ziel aller Kinder ist eine gelungene Aufführung, die nur gemeinsam erarbeitet werden kann. Es soll nicht ein Star allein auf der Bühne glänzen, denn nur durch das Zusammenspiel aller kann eine Aufführung funktionieren.

Wenn jemand seinen Text vergessen hat, müssen die anderen Kinder auf der Bühne improvisieren und ihn unterstützen. Dadurch lernen die Kinder Spontanität und Flexibilität.

Den Kindern wird auch bewusst, dass nicht nur der/die Schauspieler:In, der/die eine große Rolle spielt, wichtig ist, sondern auch der Souffleur, der Ticketverkäufer und die Bühnenbildner. Theater ist TEAMWORK!

Die Freude nach einer gelungen Aufführung, stärkt den Zusammenhalt einer Gruppe enorm. Daher gibt es ein Motto, das vor jeder Aufführung wiederholet werden kann: “Einer für alle und alle für einen!”

Vieles im Theater wird bewusst erlernt: der Text, die Regie, die Bewegungen etc. Das, was für Kinder noch viel wichtiger ist und für das Theaterspielen mit Kindern spricht, ist aber all das, was sich unbewusst in den Köpfen der Kinder abspielt: es werden Denk-, und Wahrnehmungsvorgänge angestoßen, wie Gedanken, Wünsche, Einstellungen, Meinungen, Wissen und Erfahrungen, die nicht messbar, aber unbezahlbar sind.

In jeder Rolle, die Du spielst, steckt ein bestimmter Anteil von Dir selbst drin. Das muss so sein, sonst ist es einfach keine Schauspielerei, Dann ist es Lügen. (Johnny Depp)

Videos zu Körper und Ausdruck sowie Sprache und Atmung auf YouTube

https://youtu.be/shHSnyhqs6c

In diesem Video kommen folgenden Übungen aus dem Projekt vor:

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749924073?search_id=177c463e-b6ed-434f-b39b-40703075c6d6

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749925136?search_id=bdce05fe-2bb1-49d3-a37f-b66a2c15a0e6

https://youtu.be/qo8yErrXZ6k

In diesem Video kommen folgenden Übungen aus dem Projekt vor:

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749956889?search_id=04db4938-a836-4fe9-b152-9330cc934112

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749957009?search_id=2e111563-9326-4cc3-9774-d360742cc929

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749956701?search_id=872d4320-7af3-4935-a236-450e9dec9a2e

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749956844?search_id=7e59cff1-a229-489f-9adc-b6899cb5c613

https://ideum.atlassian.net/wiki/spaces/AWA/pages/2749956477?search_id=ec2a00b7-3259-4fea-ad74-ed7cae52b781

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