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Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit beschreibt eine komplexe Funktion in unserem Gehirn und wird oftmals mit Konzentration gleichgesetzt. Der Begriff Aufmerksamkeit wird aber in auch verschiedenen Kontexten verwendet. Die ungerichtete Aufmerksamkeit beschreibt einen Zustand allgemeiner Reaktionsbereitschaft, die selektive Aufmerksamkeit steuert die Verarbeitung von sensorischen Reizen, und die geteilte Aufmerksamkeit beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, parallel Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu verarbeiten.

Glossar

Aufmerksamkeit → Aufmerksamkeit wird oft mit Konzentration gleichgesetzt, spielt aber auch eine wesentliche funktionale Rolle in unseren in Wahrnehmungs- und Reaktionsprozessen.

Konzentration → Die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit.

Parietallappen → Jener Teil des Gehirns der vor allem für sensorische Aufgaben zuständig ist, und verantwortlich für die weitere Verarbeitung der Reize und der Ressourcenzuordnung.

Frontallappen → Vordere Teil des Gehirns und übernimmt die Ausführung eines Planes, steuert Reaktionen und motorische Antworten.

Inhalt

Aufmerksamkeit ist eine komplexe Funktion in unserem Gehirn, die die Evolution des Homo Sapiens mitbegründet. Der Begriff Aufmerksamkeit hat verschiedene Bedeutungen, je nachdem in welchem Kontext wir ihn verwenden. Im allgemeinen (schulischen) Kontext wird Aufmerksamkeit sehr oft mit Konzentration gleichgesetzt. Konzentration ist aber nur ein Aspekt der Aufmerksamkeit. Wenn wir Aufmerksamkeit differenzierter betrachten, so verstehen wir ihre verschiedenen Rollen in Wahrnehmungs- und Reaktionsprozessen und dass sie eine wesentliche, funktionale Rolle in unserem Wahrnehmungssystem spielt.

Die Auswahl der ankommenden Reize wird in den “alten” Gehirnbereichen (Kleinhirn, retikuläres System) gesteuert. Die unten angeführten verschiedene Aufmerksamkeitssysteme beziehen sich dabei auf verschiedene Sinne oder die Vorgänge im Körper. In jedem Verarbeitungsprozess werden unwesentliche Sinneseindrücke ausgefiltert. Der Parietallappen, jener Teil des Großhirns und Zentralen Nervensystems, der vor allem für sensorische Aufgaben zuständig ist, ist dann bei der weiteren Verarbeitung der Reize und in der Ressourcenzuordnung verantwortlich. Der Frontallappen, neben dem Parietallappen ein zweiter Stirnlappen, übernimmt die Ausführung eines Planes, steuert Reaktionen und motorische Antworten.

Prinzipiell unterscheidet man

  • die ungerichtete Aufmerksamkeit

  • die gerichtete (selektive) Aufmerksamkeit, sowie

  • die längerfristige Aufmerksamkeit und

  • die geteilte Aufmerksamkeit.

Ungerichtete Aufmerksamkeit

Die ungerichtete Aufmerksamkeit betrifft einen Zustand allgemeiner Reaktionsbereitschaft und Wachheit (alertness).

  • Je nach Art der Aktivierung unterscheidet man ein dauerndes Aktivierungsniveau, das – abhängig von Faktoren wie beispielsweise der Tageszeit – den Zustand des Organismus steuert (=die tonische Wachheit).

  • Erfordert eine Situation eine plötzliche Aufmerksamkeitszunahme, folgt eine Alarm- oder auch Orientierungsreaktion. Die sensorischen Rezeptoren fokussieren sich auf einen Reiz (=phasische Wachheit). Prinzipiell bedeutet Aufmerksamkeit einen Wettbewerb von Programmen verschiedener Zentren im Gehirn, die je nach Wahrscheinlichkeit oder Stärke des Reizes reagieren.

Müdigkeit, Eintönigkeit aber natürlich auch die fehlende innere Motivation des einzelnen können seine allgemeine Reaktionsbereitschaft und Wachheit stören.

Gerichtete Aufmerksamkeit

Die gerichtete oder selektive Aufmerksamkeit steuert in der Folge die weitere Verarbeitung des sensorischen Inputs.

  1. Dabei kann entweder die Person (der Empfänger) selbst bestimmte sensorische Reize auswählen. Dies nennt man “Inputkontrolle” oder zielgesteuerte Wahl.

  2. Besonders starke sensorische Reize steuern allerdings von sich aus die Selektion – unabhängig von den Zielen der Person.

  3. Die Konzentrationsfähigkeit ist Teil der gerichteten Aufmerksamkeit, es ist die Fähigkeit, sich auf eine Reizquelle zu fokussieren.

Selektive Aufmerksamkeit heißt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und den Fokus mit hoher kognitiver Flexibilität auch auf mehrere verschiedene Reizquellen richten zu können. Durch Störungen von außen oder innen wird die Aufmerksamkeitsleistung behindert.

Längerfristige Aufmerksamkeit

Durch diese Art der Aufmerksamkeit ist es möglich, eine kognitive Aktivität über einen längeren Zeitraum auszuführen. Das Gehirn ist dabei in der Lage, über Stunden Informationen aufzunehmen und abzuspeichern - zum Beispiel, bei einem Vortrag oder wenn man für eine Prüfung lernt.

Probleme können auch hier durch fehlende Motivation, Eintönigkeit oder Müdigkeit entstehen.

Geteilte Aufmerksamkeit

Der Begriff geteilte Aufmerksamkeit beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, parallel Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu verarbeiten und darauf zu reagieren. Auf diese Weise können verschiedene Handlungen gleichzeitig ausgeführt werden, was in vielen Alltagssituationen von eminenter Bedeutung ist (beispielsweise beim Autofahren).

Diese Fähigkeit bezieht sich aber vor allem auf die Ausführung von automatisierten Prozessen, die keine zusätzliche bewusste Kontrolle benötigen. Diese Prozesse werden dann bei der Ausführung von der bewussten Wahrnehmung ausgeschlossen. Tritt bei der Ausführung einer Handlung aber ein Problem auf, was Aufmerksamkeit benötigt, oder wurde die Handlungsausführung noch nicht vollständig automatisiert, dann ist die Fähigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit deutlich eingeschränkt oder sogar unmöglich. Was verursacht diese Limitierung? Bei einem Problem wird automatisch eine bewusste Kontrolle ausgelöst. Dadurch wird die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses überlastet. Da wir unsere bewusste Aufmerksamkeit jedoch immer nur einem Prozess zuwenden können, führt dies zu einer Blockade.

Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?

Aufmerksamkeit ist eine essentielle Voraussetzung für das Lernen. Durch Aufmerksamkeit werden einkommende Reize in das Gehirn weiterverarbeitet. Aufmerksamkeit ist natürlich eine Fähigkeit des Gehirns sich zu konzentrieren, auf der anderen Seite entsteht Aufmerksamkeit aber beispielsweise auch aus Neugier oder Motivation. Die Aufmerksamkeit kann aber auch überlastet werden, wenn zu viele Informationen aufgenommen werden müssen.

Reflexionsfrage

Welche Rolle spielen Erfahrungen und Aufmerksamkeit in visuellen als auch auditiven Wahrnehmungsprozessen? Wie können Vorerfahrungen im Unterrichtsprozess aktiviert werden, um Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft zu erzeugen?

Quiz

1) Der Begriff geteilte Aufmerksamkeit beschreibt die Fähigkeit des Gehirns

A) zwischen verschiedenen Tätigkeiten hin und her zu schalten
B) gleichzeitig verschiedene Informationen zu verarbeiten

2) Der Begriff selektive Aufmerksamkeit beschreibt die Fähigkeit des Gehirns

A) Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden
B) über längere Zeit Informationen aufzunehmen

Lösungen

1️⃣ → B) gleichzeitig verschiedene Informationen zu verarbeiten
2️⃣ → A) Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden

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