Skip to main content
Skip table of contents

Die Rolle von Feedback

Beim Lernen wird immer Feedback benötigt, um geeignete von ungeeigneten Lösungen unterscheiden zu können. Intrinsisches Feedback entsteht bei der Durchführung einer Aufgabe von selbst, externes Feedback kann notwendig sein, wenn sich Erfolg oder Fehler nicht von alleine erschließen. Die Häufigkeit des benötigten Feedbacks richtet sich dabei auch nach dem vorhandenen Leistungsniveau.

Glossar

Implizites Feedback → Implizites Feedback ist die beste Bedingung für das Lernen, und entsteht direkt schon während der Ausführung einer Aufgabe.

Externes Feedback → Externes Feedback ist Feedback von außen (z.B. durch die Lehrkraft), und ist dort hilfreich wo der Lerner selber die Qualität der Ausführung schwer beurteilen kann (z.B. Rechtschreibung).

Inhalt

Ohne Feedback kein Lernen

Wenn Lernen eine Suche nach geeigneten Lösungen für eine bestimmte Aufgabe ist, dann muss es eine Möglichkeit geben, Erfolg oder Fehler der jeweiligen Lösung zu bewerten. Viele Aufgaben liefern selbst (implizit) ein Feedback über den Erfolg, wie beispielsweise das Greifen, oder das Fangen eines Balles. Solche Fertigkeiten können deshalb weitgehend selbstorganisiert gelernt werden. Beim Schreiben oder beim Rechtschreiben ist aber etwas anders. Hier gibt es Außenkriterien die sich dem Lerner nicht unbedingt erschließen. Wann ist ein Buchstabe noch lesbar, und wann nicht mehr?

Tatsächlich ist es so, dass auch erfolgreiche Schreiber Buchstabenformen so stark verändern, dass der eigentlich Buchstabe isoliert nicht mehr zu erkennen wäre. Beispielsweise schreiben erfahrene Schreiber den kursiven Buchstaben “n” meistens wie ein kursives “u”, weil es schneller und effizienter zu schreiben ist. Solange der Kontext des Buchstabens “n” eindeutig auf ein “n” hinweist, fällt das nicht einmal auf. Sobald der Kontext aber nicht mehr eindeutig ist, neigt man dazu das “n” sorgfältiger in seiner originalen Form zu schreiben.

Jeder routinierte Schreiber sollte gelernt haben, wie man Buchstaben effizienter gestalten kann ohne die Lesbarkeit zu stark zu beeinträchtigen. Viele Kinder haben jedoch Probleme beim Beschleunigen der Schrift die Lesbarkeit von veränderten Buchstabenformen zu bewerten. Beispielsweise schreiben viele Kinder in der vereinfachten deutschen Ausgangsschrift (VA) das “e” weil es schneller geht falsch herum. Das führt dazu, dass beispielsweise ein “te” wie ein “k” aussieht, oder das hintere “e” wie ein “R”.

Bekommt das Kind an dieser Stelle kein Feedback, dass es sich hier um eine ungeeignete Lösung handelt, dann wird diese falsche Ausführungsform übernommen, weil sie effizienter als die originale Form geschrieben werden kann. Dies ist dann aber kein Fehler des Kindes, sondern auf mangelndes Feedback zurückzuführen.

Es wird also ein eindeutiges Feedback benötigt, um die Qualität des jeweiligen Lösungsansatzes bewerten zu können, und damit geeignete von ungeeigneten Lösungsansätzen unterscheiden zu können. Die geeigenten Bewegungsausführungen können dann im motorischen Gedächtnis abgespeichert weren. Die schlechten Ausführungen dienen als Möglichkeit, Fehler zu erkennen und Bedingungen herauszufinden, unter denen die Fehler verhindert werden. Auf diese Weise wird der Bewegungsablauf mehr und mehr optimiert, bis die Bewegung funktional erfolgreich und automatisiert ausgeführt werden kann.

Die Häufigkeit des benötigten Feedbacks richtet sich dabei auch nach dem individuellen Leistungsniveau. Zu Beginn des Lernprozesses wird häufigeres und dabei aber ungenaueres Feedback benötigt. Es reicht also aus, die Leistung grob beurteilen zu können. Da noch viele und größere Fehler entstehen, sollte dieses Feedback öfters erfolgen. Je mehr das Leistungsniveau steigt, desto seltener benötigt das Lernsystem externes Feedback, weil es selber vermehrt in der Lage ist, den Lernerfolg implizit zu beurteilen. Das Feedback muss dann genauer sein, weil auch die Information immer genauer wird, die beim Lernen abgespeichert wird.

Rechtschreibung

Selbes gilt für den Orthografieerwerb: Auch für das Lernen der Rechtschreibung benötigt man geeignetes Feedback. Ob ein Wort korrekt geschrieben ist kann man oftmals nicht direkt aus dem Gehörten ableiten.

Das Wesen der Alphabetschrift besteht darin, dass mit einem kleinen Inventar an Zeichen alle Wörter einer Sprache dargestellt werden können. Die Zeichen stehen in keinem bildhaften Zusammenhang mit der Sprache. Im Gegensatz zum Chinesischen sind sie nicht Abbildungen von realen sprachlichen Inhalten: Sie stehen als willkürliche grafische Zeichen für phonologische Elemente der Sprache. Das macht einerseits ihren besonderen Wert aus, mit wenig Zeichen viele Wörter schreiben zu können. Andererseits braucht das Buchstabeninventar für jede Sprache, die es abbilden soll, ganz spezielle Regelungen, die den lautlichen Besonderheiten dieser Sprache entsprechen. Die Regeln dienen hauptsächlich dazu, dass Schriften einfach lesbar sind. Sie sind systematische Hinweise in der Schrift, die die Rückführung in gesprochene Sprache erleichtern beziehungsweise eigentlich erst möglich machen. Diese “Kodierung” kennen wir unter dem Begriff Orthografie oder Rechtschreibung. Lesen und schreiben zu lernen bedeutet, die Strukturen des Schriftsystems zu durchschauen - quasi den Kode zu knacken und dieses Wissen auf Millionen und Millionen von verschiedenen Vokabeln einer Sprache anwenden.

Lernen die Kinder nun die Buchstaben ohne das dazugehörige System kennen, entwickeln sie ihre individuellen Vorstellungen, wie die Zeichen verwendet werden könnten, um die Sprache auszudrücken. Ihre Lösungen können zwar interessant sein, entsprechen aber nicht immer den geforderten Konventionen des Schriftsystems. Erhalten die Kinder in dieser Phase kein Feedback, können falsche Lösungsmuster verinnerlicht und Rechtschreibprobleme manifestiert werden. Auch hier liegt der Fehler nicht beim Kind, sondern an fehlendem oder falschem Feedback.

Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?

Implizites Feedback ist die beste Bedingung für das Lernen, weil das Ergebnis sofort erfahrbar ist. Externes Feedback muss oftmals erst interpretiert und verstanden werden. Dort wo kein implizites Feedback vorliegt, muss der Lehrer mit Feedback unterstützen. Es gilt hier also die richtige Balance zu finden – sowenig wie möglich, aber soviel wie nötig.

Reflexionsfrage

Bei welchen Aufgaben ist implizites Feedback vorhanden, und bei welchen Aufgaben benötigen Kinder externes Feedback?

Quiz

1) Die Häufigkeit von benötigten Feedback richtet sich prinzipiell nach

A) der Modalität der Aufgabe
B) dem Leistungsniveau
C) den Präzisionsanforderungen

2) Warum gibt es bei Rechtschreibung kaum implizites Feedback?

A) Wörter zu kompliziert
B) kann nicht direkt aus dem Gehörten abgeleitet werden
C) zu viele Wörter vorhanden

Lösungen

1️⃣ → B) dem Leistungsniveau
2️⃣ → B) kann nicht direkt aus dem Gehörten abgeleitet werden

JavaScript errors detected

Please note, these errors can depend on your browser setup.

If this problem persists, please contact our support.