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Lernmodelle und Lernphasen

Das Dreiphasen Modell des motorischen Lernens beschreibt am Beispiel des Bewegungslernens den Weg von dem Stellen einer Lernaufgabe hin zum Erwerb der automatisiert abrufbaren effizienten Bewegungsprogramme. In diesem Lernprozess spielt vor allem das Ausprobieren mit Versuch und Irrtum eine große Rolle.

Glossar

Lernphasen → Der lateinische Ausdruck für das Gehirn.

kognitive Lernphase → Die bewusste, verbale Darstellung des Lernziels. Instruktion und Unterricht sind sehr effizient.

assoziative Lernphase → Bestimmte Teilleistungen sind mit Erfolg oder Misserfolg verbunden und werden entsprechend gespeichert oder weiter modifiziert. Feedback ist sehr wichtig.

Inhalt

Bereits 1964 stellte Fitts das Dreiphasen Modell des motorischen Lernens vor, das als Stellvertreter für das Prozess-Lernen gesehen werden kann. Es beschreibt den Weg von dem Stellen einer Lernaufgabe hin zum Erwerb der automatisiert abrufbaren effizienten Bewegungsprogramme. Auch wenn die Lernphasen in neueren Modellen etwas anders aufgegliedert werden, ist doch die Grundstruktur von Fitts sehr übersichtlich formuliert worden.

The role of working memory in sport - Scientific Figure on ResearchGate. Available from: https://www.researchgate.net/figure/Fitts-and-Posners-1967-model-of-skill-acquisition-as-a-function-of-the-cognitive_fig3_233446680 [accessed 29 May, 2023]

1. Kognitive Phase

Bewusste, verbale Darstellung der Bewegung. Instruktion und Unterricht sind sehr effizient.

Zunächst sollte also das Lernziel erfasst und auch verstanden werden. Das ist insofern wichtig, da während des Lernens klar sein muss, was als günstiges und was als eher ungünstiges Bewegungsergebnis zu bewerten ist. In dieser Phase kann der Lehrer wichtig sein, weil er Vorgaben und Ansatzpunkte liefern kann.

2. Assoziative Phase

Bestimmte Bewegungskomponenten sind mit Erfolg oder Misserfolg verbunden und werden entsprechend gespeichert oder weiter modifiziert. Feedback ist sehr wichtig.

Dies ist die eigentliche Lernphase. Wichtig sind hier der Begriffe “Erfolg und Misserfolg”. Oftmals wird versucht bereits im Lernprozess Fehler zu vermeiden. Man sagt aber nicht zu Unrecht: Man lernt aus Fehlern. Wenn Fehler sogar betraft werden (Schönschreiben) wird damit der intrinsische Lernprozess gestört oder gar behindert. Der Lehrer ist vielmehr für das Ausgestalten der Lernumgebung verantwortlich, um dem Kind reichhaltige Möglichkeiten für das Erleben mit Erfolg und Misserfolg zu ermöglichen. Wichtig ist dabei auch, dass dem Lernsystem klar ist, was jeweils als Erfolg und Misserfolg zu werten ist. Das System benötigt also auch ein objektives Feedback zum Erfolg der Bewegungsausführung. Auch für diese assoziative Phase gibt es Regeln, die aber nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden, sondern vielmehr zwischen günstig und ungünstig, und hierzu kann auch externes Feedback hilfreich sein.

3. Automatische Phase

Keine bewusste Steuerung mehr erforderlich. Keine verbale oder bewusste Darstellung der Bewegung mehr. Bewegungsprogramme werden aus dem motorischen Kortex rekrutiert.

Die abschließende Lernphase ist die Automatisierungsphase, wo die Bewegungen prinzipiell schon gut gelingen, aber immer auch noch weiter optimiert und weiter automatisiert werden. Automatisiert heißt, dass die Bewegungen aus dem Bewegungsgedächtnis abgerufen werden, und dann während der Ausführung nicht mehr bewusst kontrolliert werden. Das ginge auch gar nicht mehr, weil die Bewegungen inzwischen so präzise, kompliziert und schnell ausgeführt werden, dass sie gar nicht mehr bewusst während der Bewegungsausführung kontrolliert werden könnten.

Der Unterricht in der Schule konzentriert sich oftmals sehr stark auf die erste kognitive Phase. Es herrscht der Glaube vor, dass vor allem ein großer Lernumfang zum Lernerfolg führen wird. Die assoziative und die automatische Phase bleiben hingegen weitgehend dem Schüler selber überlassen. Das ist in gewisser Weise nicht unbedingt falsch, weil bei sehr hohem Lernaufwand der Lernende früher oder später immer auch eigene Lernerfahrungen machen wird. Diese Lernerfahrungen führen dann auch zunehmend zur Individualisierung und Automatisierung. Allerdings ist der Aufwand sehr groß, und Schüler mit einer mangelnden Selbstorganisation werden durch diesen Ansatz kaum gefördert und bleiben zurück.

Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?

Während des Lernens, vor allem während der eigentlichen “assoziativen” Lernphase, ist Versuch und Irrtum von zentraler Bedeutung. Das intrinsische Lernen findet im Lerner statt und ist weitgehend selbstorganisierend. Die Rolle des Lehrers in einem solchen Lernprozess ist vor allem die Ausgestaltung einer geeigneten reichhaltigen Lernumgebung.

Reflexionsfrage

Warum ist es nicht hilfreich, für eine Lernaufgabe sofort eine externe Lösung zu präsentieren?

Quiz

1) Das eigentliche Lernen findet während welcher Phase statt?

A) der kognitiven Lernphase
B) der Automationsphase
C) der assoziativen Lernphase

2) Feedback ist beim Lernen wichtig um

A) günstige von ungünstigen Lösungsansätzen zu unterscheiden
B) Fehler zu vermeiden
C) den richtigen Lösungsweg vorzugeben

Lösungen

1️⃣ → C) der assoziativen Lernphase
2️⃣ → A) günstige von ungünstigen Lösungsansätzen zu unterscheiden

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