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Lernen - Grundlagen

Lernen ist der Akt des Erwerbs neuer oder das Modifizieren und Verstärken vorhandener Informationen, Kenntnisse, Werte, Verhaltensweisen oder Fertigkeiten. Die Fähigkeit zu lernen ist für das Gehirn die Grundvoraussetzung für die generelle Entwicklung und ermöglicht dem Menschen erst, sich an die Gegebenheiten und Notwendigkeiten des Lebens und der Umwelt anzupassen.

Die Fähigkeit zu Lernen ist auch die Grundvoraussetzung für die Entwicklung von Bewusstsein und für die reflektierte Wahrnehmung der Welt, aber auch von sich selbst. Aus lernpsychologischer Sicht wird Lernen als der Prozess der Veränderung des Verhaltens, Denkens oder der Wahrnehmung aufgrund von Erfahrungen oder neu gewonnenen Einsichten und des Verständnisses aufgefasst. Neurobiologische Grundlage dieses Lernens ist die Speicherung von neuer Information durch zunehmende Vernetzung der Milliarden von Neuronen, und der damit einhergehenden zunehmenden Organisation, Spezifizierung und Reaktionsfähigkeit der neuronalen Areale.

Das Lernen umfasst alle im Gehirn implementierten funktionalen Kompetenzen wie die Kognition, die Motorik, das Verhalten oder auch die soziale Interaktion. Man unterscheidet zwischen dem beiläufigen, impliziten Lernen, beispielsweise während einer Handlungsausführung, und dem absichtlichem intentionalen Lernen, um selbstbestimmte Fähigkeiten zu erlangen. Beim Lerninhalt unterscheidet man zwischen dem Faktenlernen mit Schwerpunkt “Erfassung und Speicherung von Informationen”, die bei Bedarf abgerufen werden können, und dem Prozesslernen, einem andauernden und praktisch nie endenden Vorgang. Ein typisches Beispiel des Prozesslernens ist das motorische Lernen, mit Verbesserung der Genauigkeit, des Energiebedarfs und der benötigten Zeit zur Ausführung einer bestimmten Bewegung.

Themen

Lernmodi

Unter dem allgemeinen Begriff Lernen sind verschiedene Arten des Lernens zusammengefasst. Besonders wichtig für unsere Entwicklung ist das Prozesslernen: Ein fortlaufender Prozess mit Verbesserung des Informationsumfangs und der Informationsqualität, und das implizite Lernen, also das beiläufige Lernen während einer Handlungsausführung.

Rhythmus und Rhythmizität

Wie unzählige Vorgänge in der Natur ist auch der Mensch in seinen biologischen Funktionen und seinem Verhalten weitgehend durch Rhythmen gesteuert. Die Rhythmizität beeinflusst unsere Wahrnehmung und auch unser Lernen. Besonders im Bereich der Sprache haben der Rhythmus und dynamische Elemente Auswirkungen auf ihre Funktionalität, den Spracherwerb und auch das Schriftsystem.

Frühes motorisches Lernen

Das Gehirn hat von Beginn an einen intrinsischen Antrieb zu lernen und zur Selbstorganisation. Dazu werden Sinneseindrücke oder Erlebnisse verarbeitet, nach bestimmten Mustern bewertet und gespeichert. Bei diesem frühkindlichen Lernen vervielfachen sich die Verbindungen im Gehirn explosionsartig, bis nach und nach ein komplexes neuronales Netzwerk entsteht.

Lernen von feinmotorischen Fertigkeiten

Der Begriff „motorische Fertigkeit“ beschreibt die Fähigkeit, koordinierte Bewegungen schnell, mit hoher Präzision, und unter geringem Energieaufwand auszuführen. Feinmotorische Fähigkeiten haben besonders hohe Ansprüche an Präzision und Effizienz. Die motorische Entwicklung verläuft im Laufe des Lebens in verschiedenen Phasen, von grob zu fein, und von inneffizient zu effizient.

Frühes Sprachlernen

Das Erlernen der Muttersprache beginnt bereits im Mutterleib. Die Prosodie lenkt den Spracherwerbsprozess. Das Kind orientiert sich an betonten Teilen der Sprache, an der Kontur (Melodiebögen) und vor allem an den Pausen. Dazu benötigt das Kind unbedingt ein menschliches Vorbild. Im Umgang mit Babys verwenden Erwachsene eine besondere Form der Sprache, die so genannte “motherese language”. Sprachliche Vorbilder ermöglichen es dem Kind, Sprache als Gegenstand der Welt und seiner Handlungen zu verwenden.

Lernmodelle und Lernphasen

Das Dreiphasen Modell des motorischen Lernens beschreibt am Beispiel des Bewegungslernens den Weg von dem Stellen einer Lernaufgabe hin zum Erwerb der automatisiert abrufbaren effizienten Bewegungsprogramme. In diesem Lernprozess spielt vor allem das Ausprobieren mit Versuch und Irrtum eine große Rolle.

Lernen und Gedächtnis

Lernen ist ein Akt der Erkenntnis zwischen Erfahrung und Begreifen. Es geht beim Lernen darum, durch Erleben und Erfahrung interne Kreisläufe des Denkens zu öffnen, das Neue zuzulassen, und die neu hinzugewonnene Information wieder abzuspeichern. Angestoßen wird Lernen durch Neugier und Motivation, aber auch durch sich stellende Probleme und Diskrepanzen. Beim Lernen spielt das Gedächtnis, und vor allem das Arbeitsgedächtnis eine entscheidende Rolle.

Intrinsisches Lernen und Selbstorganisation

Beim Lernen wird vor allem durch Erleben einer Bewegung oder einer Situation ein Muster eingeprägt. Das entsprechende Modell beschreibt Lernen nicht als das „oftmalige Wiederholen der Lösung“, sondern vielmehr als „die wiederholte Suche nach der Lösung für eine bestimmte Aufgabe“. Dieses intrinsische Lernen ist von einem hohen Selbstorganisationsgrad gekennzeichnet, deshalb ist die Lösung auch immer stark individuell ausgeprägt.

Systemdynamisches Lernen

Das Konzept des systemdynamischen Lernens geht davon aus, dass es für eine Aufgabe keine einzelne Lösung gibt, sondern immer mehrere Lösungsmöglichkeiten in einer Art von „Lösungsraum“ zur Verfügung stehen. Je mehr Information beim Lernen gespeichert werden kann, auf desto mehr Information kann später beim Suchen nach einer jeweiligen Lösung zurückgegriffen werden. Deshalb sollten möglichst viele verschiedene eingeschätzte Lösungsansätze geübt werden, und nicht nur die von vornherein als geeignet erscheinenden.

Mythen

Aufgrund neuerer Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften können viele der bisherigen Annahmen über das menschliche Lernsystem nicht mehr aufrecht erhalten werden. Das betrifft sowohl die Lernmethoden, als auch die Gestaltung der Lerninhalte.

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