Lernmodi
Unter dem allgemeinen Begriff Lernen sind verschiedene Arten des Lernens zusammengefasst. Besonders wichtig für unsere Entwicklung ist das Prozesslernen: Ein fortlaufender Prozess mit Verbesserung des Informationsumfangs und der Informationsqualität, und das implizite Lernen, also das beiläufige Lernen während einer Handlungsausführung.
Inhalt
Fakten-Lernen
Beim Fakten-Lernen liegt der Schwerpunkt auf der Erfassung und Speicherung von Informationen, die bei Bedarf aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Man muss es nur einmal lernen (wie beispielsweise eine Telefonnummer) und damit ist im Prinzip der Lernprozess abgeschlossen. Allerdings kann eine Auffrischung dieser Information notwendig werden, wenn man sie über einen längeren Zeitraum nicht mehr abgerufen hat. Das Fakten-Lernen ist normalerweise intentionales Lernen, man lernt also beabsichtigt, um eine bestimmte Information zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar zu haben. Allerdings ist das menschliche Gedächtnis für beispielsweise Zahlen oder Inhalte relativ limitiert, verglichen mit dem Gedächtnis für Bilder, Erlebnisse, Emotionen oder Orte. Deshalb gibt es verschiedene Gedächtnistechniken um solche abstrakten Informationen abzurufen, bei denen diese Fakten in einen Kontext aus Geschichten oder Bildern eingebettet und vernetzt werden.
Fakten-Lernen ist oftmals intentionales Lernen. Das intentionale Lernen ist das beabsichtigte Lernen um selbstbestimmte Fähigkeiten zu erlangen und folgt damit zumeist einem explizit vorgegebenen Lernziel. Das intentionale Lernen kann von einem selber, aber auch von einer anderen Person wie einem Lehrer angestoßen werden.
Prozess-Lernen
Das Prozess-Lernen ist ein fortlaufender Prozess mit einer Verbesserung des Informationsumfangs und der Informationsqualität. Ein typisches Beispiel für Prozess-Lernen ist das motorische Lernen, mit einer andauernden Verbesserung der Genauigkeit, des Energiebedarfs und der benötigten Zeit zur Ausführung einer bestimmten Bewegung. Dieser Prozess folgt normalerweise einer typischen Lernkurve, wo nach anfänglicher Stagnation eine exponentielle Verbesserung erfolgt, die dann aber bei Annäherung an die maximale erreichbare Leistung immer weiter abflacht (Deckeneffekt).
Prozess-Lernen ist oftmals implizites Lernen, auch als zufälliges oder beiläufiges Lernen bezeichnet. Man lernt automatisch, beispielsweise während einer Handlungsausführung. Im Gegensatz zum intentionalen Lernen sind hier die Lernziele oder Lerninhalte dem Lernenden nicht direkt bekannt. Auch das Lernergebnis kann oftmals nur schwerlich in Worte gefasst werden. Während des impliziten Lernens werden auch keine besonderen Aufmerksamkeitsanforderungen benötigt, das Lernen geschieht sozusagen von alleine. Es gibt aber andere hilfreiche Voraussetzungen für das implizite Lernen, beispielsweise eine vielfältige und angereicherte Lernumgebung. Je mehr Erfahrungen in dieser Lernumgebung gemacht werden können, desto besser funktioniert auch das implizite Lernen. Viele der Kompetenzen, die Kinder erlernen, beruhen auf implizitem Lernen.
Auch das motorische Lernen ist typischer Weise implizites Lernen. Allgemein betrachtet ist motorisches Lernen eine Verbesserung der motorischen Fähigkeiten durch Berücksichtigung von Gleichmäßigkeit, Genauigkeit und Effizienz der Bewegungen. Dies ist zunächst wichtig beim Lernen von einfachen Bewegungen wie Reflexen, basalen Bewegungen wie Greifen oder laufen, aber später auch notwendig für komplizierte Bewegungen und Fertigkeiten.
Der Begriff Fertigkeit geht über eine reine Fähigkeit hinaus. Die Fertigkeit benötigt die Fähigkeit als Voraussetzung. Sie bindet die Fähigkeit aber in einen größeren Kontext ein, in dem auch Verhaltensaspekte eine große Rolle spielen. Fertigkeiten sind beispielsweise Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen, ein Instrument spielen oder Sport treiben. Eine Fertigkeit bildet also nicht nur das Können ab, sondern integriert auch die Person selbst in die Handlung. Dies ist ein wichtiger Aspekt der individuellen Ausprägung von Fertigkeiten.
Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?
Auch wenn viele “Lerngegenstände” zunächst als Fakten erscheinen, bietet hier bei genauerer Betrachtung das Prozess-Lernen viel Potential. Das Fakten-Lernen ist vom Umfang her relativ limitiert, während beim Prozess-Lernen auch Bilder, Erlebnisse oder Emotionen mit eingebunden werden und die Erinnerungsleistung damit stark verbessert ist. Beispielsweise werden sich Schüler an ein Physik Experiment besser erinnern können, als an reine Formeln die abstrakt ein physikalisches Gesetz abbilden.
Reflexionsfrage
Warum kann man Fakten-Lernen eher als Information und Prozess-Lernen eher als Wissen beschreiben?
Quiz
1) Motorisches Lernen ist typischer Weise
A) Fakten-Lernen
B) Prozess-Lernen
C) intentionales Lernen
2) Beim impliziten Lernen sind
A) Lernziele nicht bekannt
B) Lernziele explizit vorgegeben