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Neuropsychologie des Lernens

Der Prozess des Lernens ist äußerst kompliziert, und warum das Gehirn manchen Erinnerungen speichert und andere wieder verwirft, ist nach wie vor nicht genau geklärt. Es sind aber verschiedene entscheidende Einflussfaktoren auf den Lernprozess bekannt, wie der Hippocampus, die Amygdala oder Hormone wie das Dopamin. Diese Einflussfaktoren lassen sich auch über die Ausgestaltung der Lernumgebung beeinflussen.

Glossar

Neurogenese → Die physische Neubildung von Nervenzellen

Arbeitsgedächtnis → Eine andere Bezeichnung für das Kurzzeitgedächtnis, aus dem wichtige Gedächtnisinhalte in das Langzeitgedächtnis übertragen werden müssen.

Kurzzeitgedächtnis → Eine andere Bezeichnung für das Arbeitsgedächtnis, aus dem wichtige Gedächtnisinhalte in das Langzeitgedächtnis übertragen werden müssen.

Langzeitgedächtnis → Speichert dauerhaft als wichtig erachtete Informationen ab, die später wieder abgerufen werden können.

Sensorisches System → Umfasst die Sinnesorgane, die für die Aufnahme und Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen zuständig sind.

Wahrnehmungsareale → Die Areale im Gehirn, die Informationen aus den Sinnesorganen verarbeiten

Dopamin → Ein Neurotransmitter, auch Glückshormon genannt, macht unser Gehirn besonders empfänglich für neue Informationen.

Inhalt

Eine Schlüsselrolle für das Lernen spielt der Hippocampus, der als Zentrum für Lernen und Gedächtnis angesehen wird. Im Hippocampus findet auch bei Erwachsenen noch eine Neubildung von Nervenzellen statt (Neurogenese). Der Hippocampus ist dafür verantwortlich, Gedächtnisinhalte aus dem Kurzzeitgedächtnis (oder Arbeitsgedächtnis) in das Langzeitgedächtnis zu übertragen. Im Hippocampus fließen Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammen und werden dort verarbeitet. Neue Eindrücke werden hier zwischengespeichert. Werden sie als dauerhaft speicherungswürdig erachtet, dann werden sie innerhalb von kürzerer Zeit in das Langzeitgedächtnis im Cortex übertragen. Dies passiert unter anderem auch während der Reorganisation des Gehirns im Tiefschlaf.

Warum das Gehirn manchen Erinnerungen speichert und andere wieder verwirft, ist nach wie vor nicht genau geklärt. Eine Rolle bei diesem Prozess spielt die Wiederholung der Information, aber auch die Variation der Inhalte. Werden bekannt Abläufe einfach nur wiederholt, wird der Hippocampus nicht mehr aktiviert. Werden bekannte Dinge aber leicht variiert, entweder durch die Aufgabenstellung, die Intention oder die Ausführung, wird der Hippocampus aktiv. Diese Aktivierung durch Variation fördert damit auch die Gedächtnisleistung.

Ebenso spielt die Amygdala (Mandelkern) eine große Rolle beim Lernen. Was wir mit Augen, Ohren und anderen Sinnesorganen aufnehmen wird von den Wahrnehmungsarealen des Gehirns zur Amygdala weitergeleitet und dort auf die emotionale Bedeutung oder die Gefahr hin bewertet. Angst ist ein wichtiger Teil unseres Lebens, sobald Gefahr droht reagieren wir reflexartig. Viele unbewusste Erinnerungen an emotional belastende Situationen werden in der Amygdala gespeichert und können so später in gleicher Situation wieder zu einem Angsterlebnis führen.

Für das Lernen wird Angst aber als ein Problem eingeschätzt. Eine positive emotionale Atmosphäre ist für erfolgreiches Lernen wichtig. Negative Emotionen hingegen aktivieren den Mandelkern und blockieren damit den Lernprozess und die Kreativität. Das Lernen funktioniert deshalb am besten mit Freude und Spaß, und Angst sollte in einer Lernsituation unbedingt vermieden werden.

Die Hormone spielen zusätzlich eine wichtige Rolle beim Lernen, vor allem das Hormon Dopamin. Dopamin ist das „Glückshormon“ und wird im Mittelhirn gebildet. Dopamin macht unser Gehirn besonders empfänglich für neue Informationen, hingegen kann unser Gehirn ohne Dopamin keine neuen Informationen verarbeiten. Dopamin wirkt dadurch im Gehirn wie ein Lernverstärker. Es führt dazu, dass Informationen besonders gut im Gedächtnis gespeichert werden und auch besonders gut wieder abgerufen werden können. Variable Lernumgebungen steigern das Dopaminniveau damit den Lernerfolg. Dopamin macht also nicht nur glücklich, sondern auch schlau. Wird man während des Lernens gleichzeitig mit neuen interessanten Bildern konfrontiert, können die gelernten Inhalte danach besser erinnert werden. Die beste Lernumgebung ist also die, wo Interesse und Motivation geweckt wird, weil dadurch die Ausschüttung von Dopamin angeregt werden kann.

Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?

Entscheidende Einflussfaktoren auf den Lernprozess lassen sich über die Ausgestaltung der Lernumgebung beeinflussen. Eine günstige Bedingung ist dabei Wiederholung unter Variation, aber auch emotionale Faktoren sind wichtig: Negative Emotionen oder Angst hemmen den Lernprozess. Freude und Spaß sind also wichtig für das Lernen, genauso wie Interesse und Motivation.

Reflexionsfrage

Eine Lernumgebung sollte nicht nur reichhaltig sein, sondern auch möglichst die neuropsychologischen Grundlagen des Lernens beachten. Was kann man tun um Freude, Spaß und Motivation beim Lernen zu fördern?

Quiz

1) Der Hippocampus fördert die Gedächtnisleistung bei

A) genauer Wiederholung
B) leichter Variation

2) Das Hormon Dopamin

A) ist ein direkter Lernverstärker
B) entspannt beim Lernen

Lösungen

1️⃣ → B) leichter Variation
2️⃣ → A) ist ein direkter Lernverstärker

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