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Mythen

Aufgrund neuerer Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften können viele der bisherigen Annahmen über das menschliche Lernsystem nicht mehr aufrecht erhalten werden. Das betrifft sowohl die Lernmethoden, als auch die Gestaltung der Lerninhalte.

Glossar

Lernstil → Lernstil beschreibt die individuelle Präferenz für auditive, visuelle oder kinästhetische Information beim Lernprozess.

Motorkortex → Das Hirnareal in dem die gelernten motorischen Programme für automatisierte Bewegungen gespeichert sind.

Inhalt

Lernen nur durch Wiederholung

Die 10.000 Stunden Regel besagt dass eine Fertigkeit 10.000 Stunden geübt werden muss, bis sie perfekt ausgeführt werden kann. Das hat sich auch an vielen praktischen Beispielen nicht bestätigt. Lernen ist kein linearer Prozess, und nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Lernens ist wichtig. Lernen brauchen häufiges Üben, aber keine häufigen Wiederholungen. Weiterhin ist ein Transfer aus anderen Kompetenzfeldern möglich, der den Lernprozess erheblich verkürzen kann.

Von Anfang an “richtig” machen

Lernen ist als Problemlösung von der Variation abhängig. Man lernt aus Erfolg und Misserfolg, durch Versuch und Irrtum. Der Leitsatz, es von Anfang an richtig zu machen, unterstützt Wiederholungen, die nicht lernen fördern, sondern eher bestimmte Lösungsansätze verstärken. Das Vermeiden von Fehlern ist aber insgesamt kontraproduktiv für das Lernen. Der Leitsatz müsste vielmehr lauten, von Anfang an richtig lernen. Obwohl man keine fehlerhafte Muster einlernen soll, ist es jedoch wichtig, dass man Fehler während des Lernens zulässt. Nicht ohne Grund heisst es ja auch: Wir lernen aus Fehlern. Dazu gehört dann aber auch das geeignete Feedback. Fehler sollen auch nicht eingeübt und verfestigt werden. Fehler sind “erlaubt”, müssen aber erkannt werden, und entsprechend Schlüsse daraus gezogen werden.

Einprägen der Bewegung

Nicht der Bewegungspfad muss eingeprägt werden, sondern ein bestimmtes motorisches Muster. Der Motorkortex kann keine Bewegungspfade abspeichern, sondern komplexe Motorikprogramme, die bestimmten Bewegungsergebnissen zugeordnet werden können. Eine perfekte Bewegung unter hochpräziser Steuerung wird immer sehr langsam ausgeführt, zumeist unter bewusster Hand-Auge-Kontrolle. Diese rückkopplungsgesteuerten (closed-loop) Bewegungen unterscheiden sich deutlich von den unbewussten, schnellen und automatisierten Bewegungen, die als Fertigkeit gelernt werden müssen. Es benötigt ein Bewegungserlebnis um ein motorisches Programm zu optimieren und im Motorkortex abzuspeichern.

Verwendung von generalisierten Modellen

Die Bewegungen werden während des Trainings immer mehr optimiert und erfolgreiche Bewegungen werden gespeichert. Bei der Optimierung der Bewegungen werden sie notwendigerweise individualisiert. Die Individualisierung ist also keine Abweichung von der optimalen Norm, sondern eine notwendige Modifizierung zur Optimierung des Gesamtsystems im Lernprozess (siehe individuelle Handschrift). Ein Modell könnte also ein Ausgangspunkt für das Lernen sein, aber nicht die Zielvorgabe für das Lernens.

Unterschiedliche Lernstile

Es mag auditive, visuelle oder kinästhetische Präferenzen geben, aber im Grunde lernen wir alle auf die gleiche Weise. Wir lernen mit ALLEN SINNEN. Sicherlich sollte der bevorzugte Kanal beim Lernen genügend Informationen bekommen, aber je ganzheitlicher verschiedenen Areale beim Lernen aktiv sind desto besser der Lernerfolg. Beispielsweise kann beim Vokabellernen helfen, wenn gleichzeitig der visuelle Kortex mit Bildern angeregt wird. Und gerade die Gedächtnisweltmeister arbeiten mit extremer Verkettung des Lernstoffs mit bildlichem und inhaltlichem Kontext.

Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?

Viele herkömmliche Annahmen über die Funktion des Lernsystems haben sich als nicht richtig erwiesen. Der Schüler muss lernen und dazu muss der Lehrer das Lernsystem verstehen. Es ist also für alle Beteiligten wichtig, das richtige Lernen zu lernen.

Reflexionsfrage

Welche gängigen Annahmen hat man selber über den Lernprozess, die man vielleicht überprüfen sollte?

Quiz

1) Wie lernt man eine Bewegung am besten

A) durch Verstehen
B) durch Ausprobieren
C) durch Einprägen

2) Was ist wichtig beim Lernen?

A) Quantität
B) Qualität
C) Quantität und Qualität

3) Man lernt am besten

A) visuell
B) auditiv
C) mit allen Sinnen

Lösungen

1️⃣ → B) durch Ausprobieren
2️⃣ → C) Quantität und Qualität
3️⃣ → C) mit allen Sinnen

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