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Variables Lernen und Transfer

Transfer bedeutet, dass die Informationen, die während der Lernphase aufgenommen wurden, auch wirklich dauerhaft abgespeichert werden müssen. Bei Lösung der gleichen oder einer ähnlichen Aufgabe sind diese Informationen dann wieder abrufbar. In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass ein erfolgreicher Transfer stark von den Lernbedingungen abhängt.

Glossar

Transfer → Transfer bedeutet, dass die Informationen, die während der Lernphase aufgenommen wurden, auch wirklich dauerhaft abgespeichert werden müssen.

Lernbedingungen → Der Lernerfolg hängt direkt von den konkreten Lernbedingungen ab. Beispielsweise führt variable Aufgabenstellung zu mehr Lernerfolg.

Inhalt

Das eigentliche Zauberwort beim Lernen heißt Transfer: Die Informationen, die während der Lernphase aufgenommen wurden, müssen dauerhaft abgespeichert werden, um dann bei Lösung der gleichen oder einer ähnlichen Aufgabe auch wieder abrufbar zu sein. Dieser Transfer ist aber ein komplexer Vorgang, der nicht notwendigerweise schon während der Lernphase stattfindet. Er unterliegt seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten, die auch mit der enormen Vernetzung des Gehirns zusammenhängen.

Nun liegt die Frage nahe, ob bestimmte Lernbedingungen den Transfer verbessern können, und damit zu einem besseren Lernerfolg bei gleicher Übungszeit führen können. Tatsächlich konnte in vielen Studien gezeigt werden, dass der Lernerfolg direkt von den Lernbedingungen abhängt. Auch wenn es Unterschiede bezogen auf das vorhandene Leistungsniveau des Lernens gibt, scheint vor allem das Wiederholungslernen zu weit geringerem Lernerfolg zu führen als weithin angenommen.

Wiederholtes Problemlösen

Im Kapitel zum intrinsischen und selbst organisierten Lernen wird der Lernprozess als wiederholtes Problemlösen beschrieben. Schmidt (1975) definiert dabei Lernen nicht als das „oftmalige Wiederholen der Lösung“ einer bestimmten motorischen Aufgabe, sondern vielmehr als „die wiederholte Suche nach der Lösung für eine bestimmte motorischen Aufgabe“. Dies gilt nicht aber nur für das motorische Lernen, sondern auch für das Prozess-Lernen allgemein. Als Konsequenz aus diesem Konzept wurde das variable Lernen als notwendig erachtet, bei dem verschiedene Aufgaben beziehungsweise die Aufgabenreihenfolge zufällig ausgewählt werden.

In einer Studie von McCracken & Stelmach wurde der prinzipielle Vorteil von variablem Üben von 48 Studenten bei Zielbewegungen zu verschieden entfernten Punkten nachgewiesen. Die Dauer der Bewegung sollte dabei immer konstant 200ms betragen. Die konstante Gruppe übte nur eine Entfernung, wiederholte also immer die gleiche Aufgabe, während die variable Gruppe 4 verschiedene Entfernungen übte. In einem Zwischentest und einem späteren Test wurde dann die Transferleistung bei einer zuvor noch nicht geübten neuen Entfernung überprüft. 

Lernerfolg durch variables Üben

Wie man in der Abbildung sehen kann zeigte die konstante Gruppe (gefüllte Punkte) während der Trainingsphase eine bessere Leistung mit geringerem Fehler (absolute Error), was naheliegend ist, da ihre Aufgabe immer nur wiederholt wurde. Die variable Gruppe (offene Punkte) zeigte während der Trainingsphase eine schlechtere Leistung, hatte aber deutliche bessere Transferleistung. Das Leistungsniveau während der Trainingsphase drehte sich im Transfer also völlig um.

Der Unterschied in der Transferleistung wurde nach zwei Tagen wieder geringer, was als nachlassende Erinnerungsleistung interpretiert wurde. Insgesamt konnte damit nachgewiesen werden, dass das wiederholende Üben zu einer deutlich geringeren Transferleistung führt wie das variable Üben.

Das oftmalige Üben und der Lernumfang sind also sehr wichtig für den Lernerfolg, es sollte aber nicht immer das gleiche wiederholt werden. Stattdessen sollte die Übungsaufgabe immer wieder eine neue Anforderung an das Lernsystem stellen. Der Lerner sollte durch die gestellte Aufgabe also nicht unterfordert, aber natürlich auch nicht überfordert werden. Die Bedeutung dieses optimalen Lernniveaus ist in dem Kapitel zum Challenge Point genauer beschrieben.

Was bedeutet dies für meine Unterrichtspraxis?

Nicht nur die Häufigkeit des Übens ist wichtig sondern auch die Lernbedingungen. Wenn das “oftmalige Wiederholen der Lösung“ einer bestimmten Aufgabe wenig Spuren im Gehirn hinterlässt, hingegen aber „die wiederholte Suche nach der Lösung für eine bestimmte Aufgabe“ das Lernsystem aktiviert, dann bietet sich an, eine Lernaufgabe immer leicht zu variieren, um einen besseren Lernerfolg zu erreichen.

Reflexionsfrage

Warum ist das Problemlösen eine gute Übungsbedingung?

Quiz

1) Intrinsisches und selbstorganisiertes Lernen kann gefördert werden durch

A) Variation der Lernaufgaben
B) oftmaliges Wiederholen
C) genaue Übungsanleitungen

Lösungen

1️⃣ → A) Variation der Lernaufgaben

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